Krankheit als Kompass im Nebelland der Entfremdung

In Fortsetzung unseres elektronischen Klassenkampfs hier weitere aktuelle Beiträge

 

Wachstum muss sein!, sagt die Krebszelle. Warenproduktion gibt es nicht ohne Krankheitsproduktion. Lebendige Arbeit wird in tote Materie verwandelt. Krankheit ist der Ausdruck dieses ständig weiter um sich greifenden Prozesses.

10.000 Dinge besitze jeder, habe ich gelesen. Das sind 10.000 Grabsteine. Im Fantasy-Film bannt der Hexer das Leben der getöteten Opfer in Fetische und Amulette, die dadurch aufgeladen werden. Im Kapitalismus werden die gebrochenen Knochen, die von Maschinen abhackten Hände und die von Chemikalien verätzten Körper, also die Krankheit der Produzenten, in die Waren gebannt und deshalb sind die Waren wertvoll. Immer mehr Waren. Und immer mehr Krankheit auf Seiten derer, die all diese Waren produzieren, von Bangladesh bis Berlin, von Shanghai bis Chicago. Volle Regale, die Leute aber sind ausgebrannt und leer.

Wo Veränderung dran wäre, damit endlich Schluss ist mit Ausbeutung und kapitalistischer Krankheit, gibt es Therapie und Verarztung und auch das sind Waren. Auch sie gibt es im Übermaß: Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 633 Millionen Arzneimittelpackungen verordnet, das sind 37,9 Milliarden Tagesdosen.

Anderswo werden Panzer gegen Aufständische eingesetzt, hierzulande gibt es den Rezeptblock, um den Protest – der als Krankheit in Erscheinung tritt – zu unterdrücken. Ohne die Befreiung der Krankheit von Verarztung und Therapie wird sich niemals etwas ändern.

Identität von Krankheit und Kapitalismus

Iatro-Imperialismus

Es gibt da eine explosive Mischung aus verpfuschtem Leben und Bewußtsein ...

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In den USA lesen sie wieder Marx. Aber reicht das für eine Umwälzung, gar für eine Revolution? Die Frage stellt sich genauso hier bei uns. Voraussetzung für jede Revolution ist der von Marx so genannte subjektive Faktor, also dass sich die Leute empören, dass sie gekränkt sind und aus dieser Kränkung heraus protestieren, rebellieren, attackieren. Diese Kränkung war der Sprit auch schon aller bisherigen Revolutionen, gleichgültig, wie sie sich selbst verstanden, gleichgültig, wie sie etikettiert wurden, von den sogenannten Spartakisten der Antike, bis zu den Sansculotten und den Räten.

Wenn allerdings der Protest, der aus der Kränkung kommt, sofort medizinisch stillgelegt wird, fehlt dem Revolutionsmotor der Sprit. Die Frage stellt sich also so: Therapie oder Revolution?

Was eigentlich Protest ist und Veränderung will, sich nach außen wenden will, wird therapiert als Magengeschwür, Bluthochdruck, Nierenstein, Impotenz, Frigidität, Schnupfen, Zahnschmerz, Allergie, Migräne, Asthma, Psychose, Depression und wird zu Geld gemacht (Jahresumsatz des Medizin-Business allein in Deutschland: 287 Milliarden). Eine die heutige Realität erfassende Revolutionstheorie muss diese neuen Gegebenheiten berücksichtigen. Marx wird da nicht reichen. Es gibt diese zeitgemäße Revolutionstheorie.

Unsere Theorie der Revolution (Skizze)

Krankheit ist Substanz und Subjekt, auch aller Revolutionen

Der vollständige Krankheitsbegriff

Was wir bis jetzt revolutionieren wollten?
Antwort: Die Revolution ab unseren allerersten Anfängen und bis zur Stunde

Die Lage der Welt ist Krankheit. Was tun?

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In einem Artikel zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 habe ich gelesen, das "Rassedogma" sei das "gnadenloseste Bewegungsgesetz" von Hitlers Politik gewesen. Wer aber hat Hitler dieses Rassedogma-Gesetz gegeben, wer waren die Gesetzgeber?

"Rasse", "reines Blut", "SiegHEIL&Gesundheit", das sind ihrem Ursprung nach zuerst einmal medizinale Wahnideen. Hitler war nur der Vollstrecker und der oberste Henkersknecht dieser Ideologie, die als therapeutische in ihrem Wüten gegen alles "lebensunwerte Leben" der Welt und nicht nur den Deutschen längst vor der Nazi-Ära geläufig war. Viktor von Weizsäcker, Arzt und Klinikchef, der das maschinenmäßige Kinderschlachten in die Medizin eingeführt hat, sagte es in aller Deutlichkeit: "Hitler ist der Erste Arztdiener".

Der Kern des Nazismus – damals wie heute und wie getarnt auch immer – ist die Ausrottung der Kranken zum HEIL verkalkter Verhältnisse, die Beseitigung von Verzweiflung, Schmerz und Hinfälligkeit durch Beseitigung ihrer Träger im Interesse des kapitalistischen Verwertungsprozesses.

Das Nazitum 1933ff war nichts anderes als ein mörderischer Therapieversuch im Massenmaßstab gegen Krankheit. Im Namen von HEIL&Gesundheit. Nichts anderes meint der Ausdruck "Rassedogma".

Die Iatrokratie im Weltmaßstab

Unterschied Faschismus ./. Nazismus

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Die Erde soll etwa 5 Milliarden Jahre alt sein, die ersten (Kleinst)Lebewesen habe es vor etwa 2,5 Milliarden Jahren gegeben. Im Vergleich dazu sind wir Menschen noch in den Windeln und krabbeln erst seit kurzen 4 Millionen Jahren auf diesem Planeten herum.

Alles, was je erreicht wurde, wurde erreicht von Menschen und zwar von Menschen, die miteinander zusammengearbeitet haben.

Heute meint man, es sei die Technik, die den Fortschritt bringt (Fortschritt wohin?) und dazu gesellt sich der Wahn, es gäbe den Menschen als Einzelnen. Dies ist politisch gewollt, denn Teile und Herrsche, das ist noch immer das Grundrezept jeder Unterdrückung. Wem also nützt es, wenn die Konkurrenz und das Gegeneinander geschürt werden?

Dass es den Menschen als Einzelnen gar nicht gibt, beweist schon die einfache Tatsache, dass niemand sich je selbst geboren hat. Auch ist kein Neugeborenes, sich selbst überlassen und allein gelassen, je fähig gewesen aus eigenen Kräften zu überleben. Wer lebt und wer je gelebt hat, hat dies anderen Menschen zu verdanken.

In Zukunft und auch heute schon wird alles davon abhängen, dass es uns gelingt, eine Menschen-GEMEINSCHAFT zu schaffen. Zu diesem Brandthema unserer Zeit kenne ich nur einen einzigen Ansatz, der die theoretischen und praktischen Erfordernisse erfüllt, uns – wie soll ich sagen? – zu retten, das heißt: uns aus dem Windelstadium der isolierten Egoisten aufzuhelfen, damit wir als MENSCHEN-GATTUNG laufen lernen.

Mehr dazu hier:

Das Geheimnis der Krankheit ist die Menschengattung (Telefoninterview)

Geschichte der Patientenfront

Zur Illusion eines "autonomen Ichs" und wie es historisch dazu kam, siehe hier:

Überrumpelung und Entrümpelung.

 

PF/SPK(H), 11.09.2014