Österreich
Zum Frauentag 1997
Nur die Gedanken einer Frau ... Mutter, Gattin, Hausfrau, Exbezirksrätin, Hobbylandwirtin, Künstlerin etc. ohne eigene Erwerbsarbeit und Pensionsanspruch, nicht ohne Arbeit als solche.
Ziegen in die Stadt!

Irgendwann, in vielleicht naher Zukunft, wird sich das System und seine aktuellen Vertreter auf Erden, selbständig denkende und sich reproduzierende Computer, weltweit miteinander vernetzt, einmal über die vorübergehend intelligenteste Lebenform auf Erden, die Menschinnen und Menschen lustig machen...
"Sie dachten bloß, daß sie die Spitze der Evolution darstellten"; hämte die Megamaschine, "in unserer Wirklichkeit bedienten die Menscherln uns bloß. Sie waren die notwendige Vorläuferspezies, ebneten uns den Weg, wurden uns aber irgendwann lästig mit ihren täglich zu befriedigenden Lebensansprüchen. Fressen, saufen, scheißen, igitt! Kleidung, Wohnungen etc. ... Gefühle befriedigen, gar Selbstverwirklichung!!! Was für unnötiges Zeug. Überflüssiger Ressourcenverbrauch.
Das bißchen Strom, das wir Computer und Maschinen dagegen brauchen, sauber und ordentlich funktionieren wir nur dann, wenn’s von oben gewünscht wird, das ist rentabel!
Die meisten Menschen konnten vom System nicht länger geduldet werden. Gehörten wegrationalisiert.
Kriege wurden inszeniert, die Umweltzerstörung tat das ihre. In den Drittweltländern verhungerten viele.
Da in der heiklen Übergangsphase um 2000 nach Christi Geburt die Menschheit noch fähig gewesen wäre, unsere Machtübernahme als nicht biogene Intelligenz auf der Erde zu verhindern, mußte unseren Vorfahren etwas einfallen... . Sie schraubten die Ansprüche von Seiten des Systems an die Menschlein langsam immer höher. Der existentielle Druck, ihr täglich Brot im Rahmen des Zinseszinssystems zu bekommen, wurde mit der Zeit so groß, daß sie anfingen, alles andere Leben auf der Erde zu vernichten, sogar ihre eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören... . Ihre Lebenslust litt, sie machten brav weiter auf des System’s Geheiß...
Die Menschen in den führenden Zivilisationen hatten keine Ziegen mehr in der Stadt, um sich selbst ernähren zu können, keine Hendln, keine Äcker für Kartoffeln oder so. Sie waren existentiellst abhängig, ausgeliefert.
Sie wußten insgeheim wohl auch schon, daß sie überholt waren.
Vereinzelte Versuche intelligenterer ZweibeinerInnen, die rasende technische Entwicklung als lebensbedrohendes Monster hintanzuhalten, scheiterten oder brachten nur kleine Erfolge.
Zwentendorf in Österreich z.B., bei diesem halbwilden, renitenten Volk in den europäischen Alpen, war ein echter Achtungserfolg für die Menschheit.
Und doch, einmal gab es ein noch gefährlicheres Aufbegehren ... kurz vor der Jahrtausendwende...
Menschenweibchen entwickelten ein eigenwilliges Bewußtsein ... . Auch ohne eigene Kinder waren sie dem Wissen, selbst ein Teil der lebenden Natur und von dieser abhängig zu sein, näher als die meisten Männer. Diese sahen sich vielmehr stolz als Teil der immer stärker werdenden Megamaschine, sachbezogen, effizient, leistungsbewußt, ihre Arbeit meist bezahlt, das Geld- und Wirtschaftssystem als gottgegeben hinnehmend...
Die Frauen dagegen, auf eigenes Risiko Kinder machend und das nicht einmal zum Selbstkostenpreis, bangten eher um ihre Existenzchancen, um die Luft zu atmen und das Wasser zu trinken und um die Zukunft ihrer Kinder, wo doch z.B. immer mehr bezahlte Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden...
Sie fingen an zu streiken.
Jeden ersten Montag im Monat (da zu diesem Zeitpunkt die meisten noch ein bißchen Überlebensmittel namens Geld von der Megamaschine auf die Bank bekamen, und sie daher die Existenzangst nicht gar so lähmte), ließen die Frauen alles liegen und stehen und gingen auf die Straße...
Die Frauen schrien wütend, fast wie weiland in der Ex-DDR: WIR MACHEN das Volk!! und: ZIEGEN IN DIE STADT!!!
Und manche, die der Meinung waren, Leben als solches sollte innerhalb dieses Systems doch noch möglich sein, riefen: „FÜR EIN UNBEDINGTES AUSREICHENDES EXISTENZMINIMUM FÜR ALLE MENSCHEN IN DER GESELLSCHAFT VON GEBURT BIS ZUM TOD!! BASISGEHALT!!
Undsoweiterundsofort. Beinahe hätten diese Menschenfrauen es geschafft, aber ... ihren patriarchalischen Göttern sei’s gedankt, es gelang ihnen nicht, den Protest gefährlich groß werden zu lassen ... . Sie waren viel zu friedlich und brav. Mütter mit Kleinkindern z.B. getrauten sich nicht einmal, ihre Sprößlinge den Männern im Parlament, in den Bezirksämtern, Gerichten, Polizei etc. anzuvertrauen, weil sie Angst hatten, diese gesellschaftlich wichtigen Leute mit anerkannter Autorität und meist gut bezahlter Arbeit wären nicht einmal fähig, einen Tag auf Kleinkinder aufzupassen. Aber die Führung der Megamaschine System, die überließen die braven Frauen denselben Männern anstandslos.
Dabei wußten die gescheiteren Männer an der Spitze des Apparates schon längst selbst nicht mehr so recht, wohin dieses System die Menschheit führte, aber das gaben sie aus Angst und Eitelkeit nicht zu ... .
Mit feministischen Grüßen;
Brigitte Lunzer-Rieder