SPK/PF(H)

Für diejenigen, die mit dem Spanischen nicht so vertraut sind, hier Rückübersetzungen aus der spanischen Ausgabe von SPK - Aus der Krankheit eine Waffe machen (SPK - Hacer de la enfermedad un arma, KRRIM-PF-Verlag für Krankheit, 1997). In die nächste deutsche Ausgabe, und in die anderssprachigen, von SPK - Aus der Krankheit eine Waffe machen werden noch einige Zusätze mehr und von vergleichbarer Tragweite zu übernehmen sein.

Entfremdung

Auch in diesem Buch gebrauchen wir oft den Ausdruck Entfremdung. Deshalb hierzu noch einige Anmerkungen.
Bezüglich Entfremdung ist Karl Marx vielleicht der schlechtere Hegelianer bzw. Marxianer, wenn er sagt: das Gesellschaftliche, gemeint ist: der Zustand der Gesamtgesellschaft, soll dem Menschen sein erstes, wichtigstes, natürlichstes und selbstverständlichstes Interesse werden (oft verkürzt zu: Vermenschlichung der Natur, Naturalisierung des Menschen). Demgegenüber Hegel: das erste und unverzichtbare Objekt des Menschen ist das Bewußtsein, das heißt: der Mensch selbst.
Die Natur kommt als Krankheit wieder heraus, eine entstellte, aber vermenschliche Natur, wenn die Entfremdung, erstes Moment des Krankheitsbegriffs, - -: scheitert.

Die Entfremdung findet ihre einzig mögliche Erfüllung in der menschlichen Gattung, die zu machen ist, durch uns und alle, oder die Entfremdung verkehrt sich in einen Rückfall, mit dem Namen z.B. Ökologie (= Teil des „alternativen“ Iatrokapitalismus).

Bei uns ist die Entfremdung folglich etwas anderes als bei Marx, welcher die Entfremdung als etwas Lobenswertes schätzte mit Bezug auf den Produktionsprozeß. Er kritisierte sogar, daß diese Entfremdung nicht vollständig genug war; er betrachtete sie als Katalysator, der die Formen der gesellschaftlichen Organisation ändert. Ein Wechsel auf die Zukunft. (Marx unterscheidet vier Arten der Entfremdung des Arbeiters: die Entfremdung vom Produktionsprozeß, die Entfremdung von den Produkten des Produktionsprozesses (Waren), die Entfremdung von sich selbst (Ware), die Entfremdung von den anderen Arbeitern (Waren)).

Bei uns ist Entfremdung auch etwas anderes als bei Hegel, der die Entfremdung betrachtete als den reversiblen, rückgängig zu machenden Teil der Entäußerung des Geistes (= Mensch, subjektiver, objektiver, absoluter Mensch), wogegen die Entäußerung des Geistes als solche irreversibel ist, nicht wieder rückgängig zu machen also, in der Natur, in der Geschichte und in der Gesellschaft. In der Konsequenz ist die Entfremdung im Sinn von Hegel Grund und Möglichkeit für einzelne „Individuen“, zumindest die Entfremdung in der philosophischen Selbstreflexion abzuschütteln, und sei es für einen einzigen Moment (nous, Nu).

Ebensowenig war unser Thema die Erlösung (Christi) von der Sünde (Adam), welch letztere die Entfremdung gegenüber Gott ist (falsche Götter in jenen fernen Zeiten, Waren in unserer Epoche, kurz: Fetischismus).

Entfremdung war und ist für uns die Krankheit, die als solche, abzüglich irgendwelcher Einwirkung von wem auch immer, aus sich selbst heraus jedes Mal entweder zuviel Entfremdung oder zuwenig Entfremdung ist, zugleich aber durch die Kraft aus der Krankheit immer und sofort und überall Aktivität, als Lösung und als Befreiung, weil und insofern sie Materie der Pathopraktik ist. Die Frage nach der Entfremdung ist keine Frage, ebensowenig wie die Krankheit eine Frage ist, sondern etwas, worüber sich zu streiten ist für Krankheit, ein Streit, der alles in Frage stellt und in der Frage bleibt.

Die traditionellen Antworten zum Thema Entfremdung sind keineswegs falsch. Dennoch oder nichtsdestoweniger sind sie falsch, weil alles von der Krankheit abhängt, weil jede Sache ihre jeweilige Vollständigkeit nur in Verbindung mit Krankheit findet oder überhaupt nicht. Ist die Entfremdung erst und in erster Linie pathopraktisch als Krankheit aufgegriffen, hat dies mit der Krankheit auch die Entfremdung, auch als Wort, befreit und dispensiert von jeder terminologischen Observanz.
Kurz: Die Ebene ist nicht mehr eine therapeutisch-theologisch-eschatologische Ebene, auch keine marxistische Ebene, die sich auf eine künftige Gesellschaft bezieht, ebensowenig eine Ebene der lediglich blanquistisch-sozialrevolutionären Aktualisierung oder der philosophischen Aktualisierung (hegelianisch), sondern  es ist die Ebene von Kollektiven in wilder und wütender Freude mit der Krankheit, das heißt hier: in drängender und dringlicher Beziehung zwischen den Einzelkrankheiten und der menschlichen Gattung (= allgemeine und gemeinsame Krankheit).

Diese Bemerkung richtet sich nur an diejenigen, die ein spezielles Interesse daran haben, ihre Studien über Entfremdung fortzuführen. Wir verbinden damit außerdem unseren Dank an Jean-Paul Sartre, der zu seinen Zeiten (vgl. Vorwort zu „SPK - Aus der Krankheit eine Waffe machen, April 1972) die Bedeutung und den Umkreis des Themas Entfremdung mehr als nur geahnt hat.

SPK/PF(H) 1997


Diapathik
(früher z.B. Theorie genannt)

Was ist ein Problem? Längst nicht alles,
sondern: wo zu einem Was das Wie fehlt.
Lösung: universaliendeduktionistische Konstruktionsmethode
(unveröffentlicht, mal abgesehen von den Außenwirkungen
seit SPK/PF(H). Öffentlicher geht’s nicht mehr).

Wirkungsintensität = Quantität x Qualität,

siehe auch in Patientenstimme Nr. 2 und Nr. 3.